Das Internet – eine riesige Plattform voller Antworten, Ideen, Impulse, Forschungsmöglichkeiten, Zeitgeschehen, Visionen. Dieses Netzwerk ist aus unserem heutigen Leben kaum mehr wegzudenken. Wer kennt es nicht… Man hat eine Frage, die man selbst nicht beantworten kann, und schwups kommt innerlich der Impuls „Warte, ich schaue das mal schnell nach.“ Und schon taucht man ab ins Internet. Texte und Videos, Emails, soziale Netzwerke, Kontostand, Wetter, Bahnverbindungen, Börse, Fernsehprogramm und so weiter – alles in digitaler Form.
Ich beobachte seit einiger Zeit, wie oft ich das Smartphone nutze, um mich zu in-form-ieren. Erschreckend dabei ist, wie stark der Einfluss dieser Informationen auf mein Denken und damit auch mein Leben ist. Diese Informationen bringen wortwörtlich etwas in Form.
Das Smartphone ist seit 2019 mein ständiger Begleiter. Es dient mir zur Kontaktaufnahme und -pflege von sozialen Kontakten, es ist Fotoapparat und -album, Adressbuch, persönliche Bibliothek und Navigator bei Autofahrten; es spielt meine Lieblingsmusik und zeigt mir das Wetter und den Mondkalender an. Und es ermöglicht mir den Zugang zu der großen Wissensdatenbank des Internets. Emails, soziale Netzwerke, Internetbanking und die Verwaltung dieses Blogs – alles läuft inzwischen über das Smartphone. Auch dieser Text entsteht gerade über eine Anwendung auf diesem Gerät.
Sogar mein Körper hat bereits Automatismen entwickelt. Es ist schon bedenklich, wenn man ein analoges Bild durch ein Fingerwischen vergrößern möchte, um die Details besser zu erkennen. Und auch sonst hat das Smartphone mit all seinen „nützlichen“ Anwendungen unbemerkt sehr viel Raum in meinem Leben eingenommen.
Besonders starken Einfluss haben seit einigen Jahren die sozialen Netzwerke auf meine Sicht in die Welt. Während der Zeit der Corona-Krise war ich dankbar um all die Informationen, die das Bild der öffentlich-rechtlichen Medien um ein Vielfaches erweiterten und mir halfen, die Situation umfassender einzuschätzen und mein inneres Gefühl zu stärken. Doch zeitweise haben die Informationen aus den sozialen Netzwerken mich auch verunsichert und in Bahnen gelenkt, die genauso wie die Leitmedien in die Angst führten. Bekannterweise eine eher ungünstige Gefühlslage, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen.
Heute nutze ich nur noch eine Handvoll Gruppen und Kanäle in den sozialen Netzwerken und versuche, mich möglichst auf meine eigene Wahrnehmung und meine innere Stimme zu verlassen. Das macht mein Leben insgesamt ruhiger und entspannter. Und trotzdem dient das Smartphone weiterhin viel zu oft als Ablenkung, Beruhigung und Fragenbeantworter und so rumoren in den letzten Tagen stetig die folgenden Fragen in mir:
Wie viel Einfluss haben die empfangenen Informationen auf meine Wahrnehmung? Was hat sich wie tief in meinen Gedanken und dem Gefühlsleben verankert? Wie frei bin ich in meinem Denken und Handeln wirklich? Sind meine Gedanken wirklich „meine“ Gedanken oder werden sie von Frequenzen oder sogar anderen Wesenheiten beeinflusst?
Im Internet gibt es inzwischen so viele verschiedene und meist widersprüchliche Informationen, dass es mir schwerfällt, irgendetwas davon als vertrauenswürdig einzustufen. Um den „Wahrheitsgehalt“ zu prüfen, müssten wir sehr viel selbst recherchieren und nachprüfen. Das kostet enorm viel Zeit und bedarf zudem auch eines guten inneren Gespürs für die „Wahrheit“. Die Mehrheit der Bevölkerung hat weder das eine noch das andere. Daher nutzen wir ja die Informationen, die uns angeboten werden. In einer Zeit, in der Informationen jedoch dazu genutzt werden (können), um Menschen bewusst in die Irre zu leiten, kann das fatale Auswirkungen auf unser aller Leben haben.
Unser Alltag ist inzwischen so stark mit dem Internet verwoben, dass es nur schwer vorstellbar ist, das Leben wieder ohne zu gestalten.
Jetzt nur mal durchgedacht, was würde für mich ohne Internet alles wegfallen?
Die sozialen Netzwerke, Video- und Musikstreaming, Emailverkehr, Wettervorhersage bzw. Wolkenradar, Onlinebanking, Onlineshopping, „Wissensarchiv“, eBooks, Onlinekarten für Routenplanung und Navigation und dieser Blog hier – insgesamt also eine sehr große Plattform digitaler Medien, welche den Erfahrungsschatz vieler unterschiedlicher Menschen und Gruppen beinhaltet.
Mit meinem ersten PC zog 1998 auch das Internet in meinem Leben ein. Was ich zunächst nur sporadisch nutzte, bestimmt heute fast mein Leben. Und es verstärkt sich in mir immer mehr der Eindruck, dass mein eigenes Wissen und die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erfassen und mir diese zu merken, über die Jahre hinweg deutlich abgenommen haben. Weil, ich kann ja einfach schnell mal etwas nachschauen oder auf bestimmte Texte oder Videos verweisen. Nach dem Motto: „Erklären kann ich dir das nicht, aber da und dort kannst du das nachlesen bzw. anschauen.“
Das Ganze deswegen jetzt zu verteufeln, wäre falsch. Sowohl das Internet als auch das Smartphone haben auch viele positive Seiten. Allein schon deshalb, wie viele Funktionen dieses eine Smartphone in sich trägt – Adressbuch, Kalender, Wecker, Taschenlampe, Kamera, Fotoalbum, Datenspeicher, Taschenrechner, Radio etc. Doch der Gedanke, dass ich all diese Dinge überhaupt „brauche“, lässt mich erschüttert zusammensinken. Wie viele Menschen machen sich zunehmend von dieser Technologie abhängig und merken es nicht einmal?
Es ist so wie bei allem – egal, ob es um den Umgang mit Technologie, Ernährung, Sport, Stimmungen, Gedanken- und Verhaltensmustern geht – das richtige Maß will gelebt werden. Ich werde hier also nicht alle Brücken abbrechen. Vielmehr geht es darum, mir der Automatismen bewusst zu werden, die durch die Nutzung von Internet und Smartphone entstanden sind, diese zu unterbrechen und eine neue, zunehmend analoge Struktur in meinem Leben zu bilden. Entgegen dem Digitalisierungswahn, der in den kommenden Jahren mindestens europaweit wenn nicht sogar weltweit umgesetzt werden soll.
Für mich ist es noch nicht zu spät. Ein Leben mit weniger Internet und weniger Smartphone ist auch heute möglich. Im Mittelpunkt steht dabei der direkte Kontakt mit anderen Menschen. Neues vor Ort lernen, vor Ort einkaufen und bar bezahlen, Briefe mit der Hand schreiben und sie auf dem klassischen Postweg versenden, analoge Bücher lesen, anderen Menschen persönlich begegnen. Und vor allem wieder eine stabile innere Verbindung zu mir selbst aufbauen, mehr Selbstsicherheit und Vertrauen in meine inneren Impulse entwickeln, stärken meines Gedächtnisses, der Konzentrationsfähigkeit und Auffassungsgabe und mehr auf die Wahrnehmung meiner eigenen Sinnesreize und Gefühle achten.
Das Bewusstsein der Menschen funktioniert analog, nicht digital. Der bequeme Weg mit allerlei technologischen Hilfsmitteln ist nicht unbedingt immer der richtige. Mein Weg führt mich von der Technologie des Internets fort und zurück zu mir selbst.
Tiefe Erfüllung im Leben basiert auf Gefühlen, die wir mit dem Herzen wahrnehmen. Das erfüllt kein technologisches Gerät der Welt.
Das menschliche Bewusstsein ist das Tor zu einem gigantisch großen Erfahrungs- und Wissensschatz. Informationstechnologie und Digitalisierung in unserem Leben zerstören den Zugang zu diesem einzigartigen, unendlich großen Schatz.
„Besinne dich auf deine ursprünglichen Fähigkeiten, du wundervolles, einzigartiges Schöpferwesen“, vibriert es in meinem Körper und ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
Ja, das ist mein Weg!
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Foto: Pixabay, Gerd Altmann/geralt (https://pixabay.com/de/illustrations/internet-6g-technologie-verbindung-7849195/)