Die Liebe spielt in meinen Texten immer wieder eine wichtige Rolle. Heute möchte ich dir von einem besonderen Erlebnis, das mich dieser Liebe näherbrachte, berichten. Es war für mich ein Schlüsselerlebnis, das mein Leben grundlegend veränderte.
Man schrieb das Jahr 2014. Ich blickte zu diesem Zeitpunkt auf ein ziemlich verkorkstes Leben voller Angst und Selbstzerstörung. Körperlich stark ausgezehrt durch jahrelange, exzessive Essstörungen und Selbstverletzungen und seelisch in einer scheinbar nie mehr endenden Dunkelheit gefangen, riskierte ich es zum wiederholten Mal, mein Leben zu beenden. Mir war klar, dass ich mich auf das physische Ende meines Hierseins zubewegte, und ich wollte wissen, was mich im Tod erwartete.
In einer Bücherhalle in Hamburg gab es ein Buch von Bernard Jakoby mit dem Titel „Was geschieht, wenn wir sterben?“. In diesem Buch wollte ich noch lesen, bevor ich mich von dieser Welt verabschiedete. Also fuhr ich mit der U-Bahn in die Innenstadt. Die Fahrt und die Menschen in der U-Bahn nahm ich kaum wahr. Ich hatte ein Medikament überdosiert und kämpfte nun während der Fahrt damit, nicht zusammenzubrechen. Ich hatte nur noch dieses eine Ziel: die Bücherhalle erreichen und in dem Buch lesen. Es ist schon paradox. Mein Leben schien scheinbar fast zu Ende, doch irgendein Teil in mir mobilisierte alle verbliebenen Kräfte, um in diesem einen Buch zu lesen. Und so schwankte ich über den Bahnsteig Richtung Ausgang, erreichte irgendwie die Bücherhalle und fand sogar das Buch im Regal. Ich ließ mich in einen Lesesessel fallen und begann zu lesen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort saß und las, und auch nicht, in welchem Kapitel es passierte.
Während ich dort also saß und las, wurde alles um mich herum dunkel. Ich schien in einem leeren Raum zu schweben, ohne Boden unter den Füßen, keine wahrnehmbaren Begrenzungen weit und breit. Der Raum schien unendlich weit zu sein. Alles war schwarz und einzelne kleine Lichter leuchteten wie winzige Sterne. Ein Licht in weiter Ferne schien besonders hell und kräftig. Es zog meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. „Ist das meine Seele?“, ging es mir durch den Kopf. Als Antwort sandte mir dieses Licht eine Liebe, die ich kaum in Worte fassen kann. Dieses Licht umarmte mich sanft, nahm mich mit all meiner Dunkelheit und Zerstörung an und öffnete mir die Augen. Ich erkannte, wie sehr ich all die Jahre meinen Körper, meine Seele und mein Leben mit Füßen getreten hatte. Niemand anderes als ich selbst hatte mir das viele Leid angetan. Kein Wunder, dass das Licht so weit von mir entfernt war. Ich hatte all die Jahre mein eigenes Licht von mir weggestoßen. Und dennoch nahm mich dieses Licht mit einer Liebe an, die in diesem Moment alles Leid auflöste und nur Licht hinterließ. Emotional schwamm ich in einem Meer aus Staunen, Schuldgefühlen, Demut und Dankbarkeit – und gelobte Wiedergutmachung. Von nun an wollte ich FÜR das Leben leben. Ja, ich entschied mich in diesem Moment für das Leben.
Mit dieser Erkenntnis saß ich dann wieder in dem Sessel in der Bücherhalle und hielt das Buch in den Händen. Als wäre nichts gewesen. Um mich herum hatte sich nichts verändert. In mir war allerdings alles anders. Ich stellte das Buch in das Regal zurück, fuhr nach Hause und begann von da an, meinen Körper zu pflegen und wieder aufzubauen. Nach Jahren der Abwärtsspirale gelang es mir, langsam wieder an Gewicht zuzunehmen und neue Ziele für die Zukunft zu planen. Von nun an betrachtete ich mein Leben als Geschenk. Und ein Jahr später war ich bereit für mein erstes großes Abenteuer – eine Pilgerreise alleine durch Deutschland, um herauszufinden, wie ich mein neu geschenktes Leben gestalten möchte. Diese Pilgerreise ist eine weitere wichtige Etappe in meinem Leben und auf jeden Fall mal einen eigenen Text wert.
Das Leben geht schon so manch wundersame Wege und ich bin für dieses besondere Erlebnis höchst dankbar. Das Gefühl, das mir dieses Licht vermittelte, wollte ich unbedingt wieder fühlen und machte mich auf die Suche danach. Lange suchte ich es im Außen, dachte, dass ich es bei anderen Menschen oder Tieren oder in bestimmten Situationen finden könnte. Heute weiß ich, dass dieses Licht in mir ist und ich diese Liebe spüren kann, wenn ich sie anderen Lebewesen schenke. In der Art und Weise, wie das Licht mir die Liebe schenkte.
In meinem momentanen Sein gibt es noch ein paar Aspekte, die mich an diesem Gefühl der, ich nenne sie jetzt mal, „reinen“ Liebe hindern. Sobald ich diese Themen gelöst habe, kann die Liebe ungehindert fließen. Die Freude darauf ist jetzt schon riesengroß.
Liebe Seele,
ich danke dir für deine Führung.
Gemeinsam werden wir das Licht der Liebe in die Welt tragen.
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Foto: Pixabay, Hans (https://pixabay.com/de/photos/sternenklarer-himmel-sterne-galaxien-1655503/)