Ist es verrückt, der inneren Stimme zu folgen, wenn dies gleichzeitig auch das Verlassen der gewohnten Umgebung und Aufgeben der finanziellen Sicherheit bedeutet?
In den letzten Wochen ist bei mir so viel passiert, dass ich mich selbst manchmal nur noch staunend betrachte. Der Weg, der sich mir immer deutlicher zeigt, nimmt inzwischen schon extreme Formen an. Wenn man berücksichtigt, von welchem Punkt aus ich gestartet bin, kann das schon ein wenig erschrecken.
Anfang 2018 litt ich noch unter dissoziativen Zuständen, dich mich in meinem Denken, Fühlen und Handeln blockierten. Es gab innerlich ständig Diskussionen, Streit und Abwehr zwischen mir und verschiedenen Innen-Anteilen, zu denen ich keine Verbindung spürte und mich durch sie oft fremdgesteuert fühlte. Ich hatte Ängste unter Menschen, beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ängste vor Misserfolgen, Enttäuschungen und vor dem Alleinsein. Ich fühlte mich in meinem Körper nicht zuhause; vermied, mich mit ihm zu beschäftigen und ihn zu spüren; und versorgte ihn nur mit dem Nötigsten. Ich fühlte mich klein, schwach, ungeliebt, abhängig, gefangen und gestraft, einsam und minderwertig. Bis auf wenige kurze Phasen empfand ich den Großteil meines Lebens als dunkel, beängstigend und sehr anstrengend.
All das hat sich komplett verändert. Im Juli 2018 begann ich, mich selbst bewusst zu beobachten und die Erkenntnisse und Entwicklungen aufzuschreiben. Das Schreiben hat mir sehr geholfen. Und auch die Rückmeldungen, die ich zu meinem Blog-Texten bekam. Zusätzlich meldete ich mich im August zu einem 12-monatigem Online-Training* an, bei dem ich seither Übungen, Meditationen, Wissen und Tools an die Hand bekomme, die helfen, Blockaden aufzulösen, Körper und Seele zu stärken und die Verbindung zum Herzen wieder herzustellen. Das alles in Kombination hat meiner persönlichen Entwicklung einen ordentlichen Schubs in Richtung Heilung verpasst. Heute kann ich sagen:
„Ich liebe das Leben. Ich liebe meinen Körper. Ich gehe frei auf Menschen zu und freue mich, in ihrer Gesellschaft zu sein. Ich genieße es, jeden Tag etwas Neues zu entdecken, mich lebendig zu fühlen und unterwegs zu sein. Ich wertschätze meine Vergangenheit mit all ihren Begegnungen und Erfahrungen, meine Fähigkeiten und die wiedergewonnene Sensitivität. Ich fühle mich verbunden mit mir selbst, mit meinen inneren Anteilen und immer öfter auch mit anderen Menschen, mit Tieren und mit der Natur. In mir ist Ruhe eingekehrt und ein konstruktives Miteinander aller Innen-Anteile führt zu innerlich stimmigen Lösungen.“ Jedes Mal, wenn mir das alles bewusst wird, durchströmt mich eine Freude und Dankbarkeit, die ich gar nicht in Worte fassen kann. Einzig eine Verbeugung vor der Großartigkeit und Schönheit des Lebens kann das ausdrücken, was ich in dem Moment empfinde.
Wie ist das alles in so kurzer Zeit möglich? Können Veränderungen und Heilung wirklich so schnell geschehen?
Ja, ich glaube, dass das möglich ist. Mein Verstand weiß es und mein Herz fühlt es.
Es geht mir gut, ich fühle mich emotional stabil und bin voller Energie und Lebensfreude. Allerdings gab es auch in der Vergangenheit immer mal wieder Phasen, in denen ich mich so energetisiert fühlte und dann voller Euphorie einfach losgerannt bin – ohne dabei wirklich die inneren Signale wahr- bzw. ernstzunehmen. Ist das heute wieder so? Macht mich die Begeisterung für meine Ziele und die Verbindung zu meinem Herzen blind für Gefahren und Risiken? Nehme ich vor lauter Tatendrang meine Gefühle und die Bedürfnisse meiner inneren Anteile nicht mehr ausreichend wahr? Sowohl aus meinem Umfeld wie auch aus meinem Inneren höre ich doch ab und zu mal die Frage, ob ich verrückt sei.
Ja, vielleicht bin ich verrückt. Aber nicht in dem Sinne von irre sein, sondern vielmehr indem ich Blickwinkel und Standpunkt verändert – verrückt – habe. Ich bin abgerückt von nicht mehr dienlichen inneren Einstellungen, wie ich mein Leben zu gestalten habe, in welchen Schritten und zeitlichen Abständen Veränderungen sinnvoll und möglich sind, und welche Sicherheiten ich bei all der Träumerei und Zukunftsplanung auf keinen Fall aufgeben sollte.
Mein Weltbild hat sich so grundlegend verändert, dass es wohl für einige Menschen im Außen nicht mehr nachvollziehbar ist. Ich habe meinen Blick auf die Welt und die Perspektive auf die Abläufe in meinem Denken und Fühlen verrückt. Weggelenkt aus den gewohnten Bahnen der Angst und der Abhängigkeit. Ich nehme meine Gefühle und Gedanken ernst, aber ich identifiziere mich nicht mehr damit. Ich bin nicht meine Gedanken und Gefühle. Sie sind Signale meines Körpers und Verstandes und liefern mir wichtige Hinweise, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen.
Meine Pläne für das kommende Jahr und die damit verbundenen Veränderungen sind wirklich sehr radikal. Ich habe meine Wohnung gekündigt und werde spätestens Ende März 2019 gemeinsam mit meiner Hündin nach Bayern umziehen. Wir werden dort bei lieben, naturverbundenen Menschen wohnen. Ich werde in Teilzeit arbeiten und mir so meine Wunsch-Ausbildung finanzieren. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Entwicklung und inneres Wachstum; ein Leben in Fülle und in Dankbarkeit.
Bis auf die Kündigung meiner Wohnung ist allerdings noch alles offen. Der Wohnort, die Art der Unterkunft, die Arbeit. All das will noch gefunden werden. Ja – dieser Weg ist schon ziemlich riskant und abenteuerlich und mag für manch eine(n) leichtsinnig, waghalsig, unüberlegt, überstürzt und verrückt erscheinen.
Verrückt hin oder her – ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist, die Realität selbst zu gestalten. Jeder kann es und tut es. Ständig. Durch die eigenen Gedanken, Gefühle und bewussten bzw. unbewussten Überzeugungen. Aber oft verkennen wir unseren Anteil und die eigene Einflussnahme in den jeweiligen Ereignissen und Entwicklungen und glauben, dass uns die Dinge einfach so geschehen.
Ich glaube an die eigene Schöpferkraft. Mit jeder Entscheidung und Erfahrung lerne ich, wie ich sie bewusster lenken kann. Die bewusste Steuerung dessen, was wir erschaffen, ist für alle Lebewesen auf dieser Erde essenziell, denn wir beeinflussen das Leben auf dieser Erde permanent. Es ist von größter Wichtigkeit, die Mechanismen der Schöpferkraft zu kennen und im Sinne der Lebenserhaltung und -förderung anzuwenden – um dadurch eine Welt erschaffen zu können, die wieder im Gleichgewicht ist. Und um eine Welt zu erschaffen, in der nicht die Angst regiert, sondern die Liebe.
Die Zeiten ändern sich und ebenso die Gesellschaft. Immer mehr Menschen machen sich auf den Weg, um ihre Talente und einzigartigen Fähigkeiten zu entdecken und mit der Gemeinschaft zu teilen. Ich fühle eine enorme Energie und überfließende Freude bei dem Gedanken daran, mein Potential und meine Fähigkeiten zu entwickeln und liebevoll ausgerichtet in die Welt fließen zu lassen.
Auch wenn ich nicht weiß, wohin genau mich mein Weg führen wird – tief in mir drin weiß ich, dass es genau der richtige Weg ist. Mein Weg, der mich lernen und wachsen lässt. Jede Enttäuschung, jeder Verlust, jeder Schmerz und ebenso jede Freude, jeder Erfolg und Glücksmoment ist ein Steinchen im Mosaik des Lebens. Alles zusammen ergibt am Ende ein Gesamtbild, in dem jedes Steinchen seinen Platz hat. Genau richtig an dem Ort, an dem es ist. Ich werde noch viele Steinchen auf meinem Weg sammeln – helle und dunkle, große, kleine, rauhe und glatte, mit kräftigen und auch welche mit zarten Farben. Ich freue mich darauf, all diese Steinchen zu finden und aus ihnen mein Lebensmosaik zusammenzusetzen.
In diesem Sinne bin ich gerne verrückt, knipse mein Licht an
und schicke es hinaus in die Welt.
* Superhuman.365, 12-monatiges Online-Training von und mit Bahar Yilmaz und Jeffrey Kastenmüller, https://superhumantraining.de/
Bild: Quelle unbekannt