Ich verbringe unglaublich viel Zeit damit, mich selbst, meine Gedanken und Gefühle, die anderen Ichs in mir und die Menschen in meinem Umfeld zu beobachten. Das ist interessant und führt auch zu der einen oder anderen Erkenntnis. Was mir aber in den letzten Tagen am meisten bewusst wurde, ist, dass sich mein Leben seit einiger Zeit fast nur noch in meinem Kopf abspielt. Ich analysiere, philosophiere und träume von Liebe und Frieden und deren Schattenseiten – und sitze dabei zuhause auf meiner Couch.
Es ist zwar hilfreich, sein Leben aus einer gewissen Distanz zu beobachten, um Verhaltensmuster zu erkennen, das innere Chaos zu ordnen und neue Ideen zu entwickeln. Diese wollen dann aber auch erprobt und gelebt werden. Draußen in der Welt, im direkten Kontakt mit Menschen. Life is outside.
Seit ein paar Tagen spüre ich das große Verlangen, einfach loszulaufen. Hinein in die Welt, in die Natur, zu den Menschen. Ohne große Pläne – und vor allem ohne Sicherheitsvorkehrungen! Wo sind die Ängste und Blockaden, die mich sonst immer bei solchen Impulsen zurückhalten? Wo sind die anderen Ichs mit ihren Einwänden, den Sorgen oder Zweifeln? Jetzt gerade fühle ich mich völlig eins mit mir und in mir.
Ich habe immer mal wieder solche Momente, in denen ich diese Einheit spüre. Es sind Momente, in denen ich mit meinem Herzen in Kontakt bin und meinen tiefsten Wünschen und Visionen Raum gebe. Bringe Herz und Verstand zusammen – dann kann Wundervolles entstehen.
Woher kommt plötzlich so viel Positives? Was ist passiert?
Ich nehme öfters an Webinaren und Online-Kongressen teil. Die Themen sind überwiegend Energieheilung, Medialität, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung. Aktuell ist bei mir wieder so eine Phase mit täglichem Input durch Interview-Videos und Meditationen. Ich nutze gerne diese Angebote, weil ich entspannt zu Hause mitmachen und die Zeit dafür weitestgehend frei wählen kann.
So kam es also, dass ich vor einigen Tagen gleich zwei sehr wichtige Impulse erhalten habe, die mich zunächst emotional ziemlich durchgewirbelt haben und dann aber meiner Stimmung einen großartigen Schwung nach oben verpassten – hinaus aus dem lähmenden Gefühl des Schuldig-Seins und hinein in das warme Gefühl des Vertrauens und Getragen-Seins. Das war so, als würde in mir die Sonne aufgehen.
Einen der beiden Impulse bekam ich während einer kurzen Meditation. In dieser Meditation ging es um das Erkennen von blockierenden Glaubenssätzen. Dafür wurden nacheinander einzelne, positiv formulierte Sätze gesprochen und man sollte einfach beobachten, ob man mit den Sätzen in Resonanz geht. Gleich der erste Satz trieb mir spontan Tränen in Augen. Und ich bin eigentlich nicht so nah am Wasser gebaut.
Der Satz lautete: „Ich darf leben.“ Dieser eine Satz hatte mich so sehr getroffen, dass die danach folgenden Sätze einfach untergingen.
Irgendein Etwas in mir glaubt, das er/sie/es nicht leben darf. Dieses Etwas gehört – gefühlt – zu mir und so frage ich mich:
Warum glaube ich, dass ich nicht leben darf?
Immer, wenn es darum geht, mich richtig auf das Leben einzulassen, spüre ich eine große Angst in mir. Es ist so, als würde ich alles verlieren, sobald ich die volle Verantwortung für mein Leben übernehme und beginne, es entsprechend meiner Wünsche zu gestalten. Die Folgen eines glücklichen Lebens kämen einem Totalschaden meiner Existenz gleich. Glücklich sein und das Leben spüren ist für dieses Etwas gefährlich – ja, sogar lebensbedrohlich.
Ich habe in meinem Leben einige Verluste erlitten, zum Teil auch schon in recht jungen Jahren. Das könnte eine Erklärung für die große Verlustangst sein. Die erinnerten Verluste waren aber allesamt nicht lebensbedrohlich. Zumindest nicht aus meiner heutigen Sicht. Ein vierjähriges Kind könnte das vielleicht anders sehen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass da noch etwas Anderes verborgen ist.
Ich stelle mir also weiterhin die Frage, warum ich denn nicht leben dürfe. Dieses Mal frage ich eher nach innen und weniger mit dem Kopf. Und statt einer Antwort bekomme ich die Frage in erweiterter Form zurück. Dieses Etwas in mir fragte ganz leise und zögerlich:
„Warum darf ich leben und er nicht?“
Hä? Wer ist er? Gab es einen Verlust in meinem Leben, von dem ich nichts weiß, und dieses Etwas aus der Tiefe meiner Wahrnehmung fühlt sich dafür verantwortlich und schuldig, weil es leben darf und er nicht? Ich habe dieses Etwas bisher noch nie wahrgenommen. Es ist auch keine Stimme wie bei den anderen Ichs, sondern eher wie ein Bild aus Farben und Gefühlen. Es scheint aus der Tiefe meines Seins zu kommen und gleichzeitig auch von ganz weit weg. Wie eine Stimme aus dem Universum.
In diesem Zusammenhang fällt mir die Aussage einer Schamanin ein, bei der ich vor vielen Jahren ein Mal war. Sie erzählte mir etwas von verlorenen Zwillingen und ich trug danach eine Zeit lang kleine Steine in der Hosentasche – zur Erinnerung an die Seelen, die nicht gemeinsam mit mir das Licht der Welt erblickt hatten. Obwohl ich mich sogar eine Weile mit der Thematik der Verlorenen Zwillinge befasste, konnte ich damit letztendlich nicht viel anfangen. Und das Ganze geriet in Vergessenheit. Bis jetzt.
Ist „er“ vielleicht ein Zwillingsbruder, der auf dem Weg ins Leben verloren ging? Das könnte Einiges in meinem Leben erklären: z.B. das nicht weichende Gefühl der Einsamkeit, die fehlende innere Verbindung zu anderen Menschen und sogar zur leiblichen Mutter, die Schuldgefühle und das Mir-keinen-Raum-nehmen-dürfen, das ewige Suchen nach etwas und gar nicht wissen, wonach; und natürlich auch die Verlustangst.
Hier ein paar Informationen zum Thema „Verlorener Zwilling“ von Anne Kathrin Frihs
Zirka 40% aller Menschen hatten in der ersten Zeit, die sie im Mutterleib verbrachten, einen Zwilling und wurden dann doch allein geboren. Der schmerzhafte Verlust ihres Geschwisters prägt ihr Leben enorm. […]
Jüngste wissenschaftliche und medizinische Beobachtungen bestätigen, dass 20% aller Schwangerschaften als Mehrlingsschwangerschaften beginnen und mit der Geburt eines Kindes enden. Bei dieser Zahl kann davon ausgegangen werden, dass sehr frühe Mehrlingsverluste unsichtbar bleiben.
Die glücklichen Eltern ahnen oft nicht, welches Leid dieses im Mutterleib erfahren hat.
Falls Du Dich auch fragst, warum Du Dich so „eigenartig“ fühlst oder mit diesem oder jenem Problem mühen musst, können Dir die nachfolgend aufgelisteten typischen Symptome alleingeborener Zwillinge Anhaltspunkte dafür geben, ob Du auch ein oder mehrere Geschwister im Mutterleib verloren hast.
Häufige Symptome
- Einsamkeit, auch wenn man in guter Gesellschaft ist
- Unerklärliche Traurigkeit und Schwere
- Sich unvollständig, nicht „ganz“ fühlen
- Gefühl, etwas fehlt im Leben
- Hochsensibilität
- starkes Bedürfnis, anderen Menschen helfen/sie retten zu wollen
- Mangelnde Abgrenzungsfähigkeit
- Große Verlustängste
- Panik, wenn man auf eine Antwort warten muss
- Schwierigkeiten in Beziehungen mit Geschwistern, Partnern, Kindern, Arbeitskollegen
- Angst vor Nähe
- oder starkes Verschmelzungsbedürfnis in der Partnerschaft
- Gefühl, in der falschen Familie zu sein
- Gefühl, es alleine nicht zu schaffen
- Gefühl, an allem Schuld zu sein
- Tiere verstehen mich besser
- ohne ein bestimmtes Kuscheltier oder Accessoire geht nichts
- unverhältnismäßig tiefe Trauer, wenn jemand oder ein Tier stirbt.
- Leere im Herzen, die nichts wirklich füllen kann
- Gefühl, ein Loch in der Seele zu haben
- ein großer Wunsch nach „einem besten Freund/einer besten Freundin“, die nie kommt oder dann doch nicht passt
- eine tiefe dunkle schmerzhafte Sehnsucht, oft auch Todessehnsucht, obwohl man nicht sterben will
- das Leben bewusst oder unbewusst ablehnen, als stünde es einem nicht zu, glücklich und erfolgreich zu sein
- Im Leben nicht da ankommen, wo es sich richtig, eigen anfühlt.
- Gefühl, nicht genug zu leisten, obwohl man für zwei, drei oder vier arbeitet
- Sachen doppelt oder dreifach kaufen
- Immer für einen zu viel mitkochen oder für jemanden mitessen oder nur die Hälfte
- Dyskalkulie, Legasthenie
Diese Symptome sind Anhaltspunkte, jedoch kein gesichertes Indiz für einen Zwillingsverlust. Um Probleme im Hier und Jetzt wirklich lösen zu können, ist es wichtig abzuklären, ob Kinder, die in der Familie fehlen, tatsächlich verlorene Zwillinge sind oder in eine andere, z.B. abgetriebene Schwangerschaft der Mutter gehören oder gar in eine andere Generation.
Quelle: https://zuversicht.net/verlorener-zwilling/
Leider war der Kontakt mit diesem zaghaften Etwas nur sehr kurz, sodass ich keine Fragen stellen konnte. Und ein erneuter Kontakt will einfach nicht gelingen. Es bleibt still in mir.
Auf jeden Fall hat dieser eine Satz „Ich darf leben.“ und die darauf folgende Frage „Warum ich und er nicht?“ etwas mit mir gemacht. Ich kann gar nicht benennen, was es ist. Es hat einfach einen bestimmten Teil in mir tief berührt.
Und ein paar Stunden nach diesem ersten Impuls folgte dann gleich noch der zweite – während eines Video-Interviews, in dem es um Heilenergie, Leben, die individuellen Lebens-Aufgaben und noch anderes ging. Ich weiß nicht mehr, an welchem Punkt des Interviews der Impuls erfolgte. Ich war gedanklich wieder mit dem Thema „Ich darf leben“ beschäftigt und da meldete sich erneut so ein Etwas in mir. Ein anderes Etwas als beim ersten Mal, aber es fühlte sich ähnlich an. Auch dieses Etwas fühlte sich nicht wie ein seperates Ich an. Es war etwas Größeres, Tieferes, etwas Unbeschreibliches. Allerdings wurden dieses Mal sehr klare Worte gesprochen. Habe ich vielleicht meine Seele sprechen hören?
„Uiuiuiu… Jetzt dreht sie völlig durch. Bleib bloß auf dem Teppich. … Kontakt mit der Seele! Dass ich nicht lache!“, höre ich ein Ich in meinem Inneren.
Dieses Etwas sagte jedoch sehr klar: „Ja, ich darf leben! Und ich bin hier auf dieser Erde, um genau das zu tun – zu leben. Also lass mich endlich leben – mit allen Sinnen, mit Körper, Geist und Seele! Worauf wartest du noch?“
Wow… Wenn ich dieser höheren Stimme Raum gebe, kann ich es intensiv in mir fühlen. –
Ja, auch ich möchte leben! Und ich möchte so leben, wie es sich in meinem Herzen stimmig anfühlt. Ich möchte nicht nur ein Leben in der Phantasie. Ich möchte richtig leben. Ich möchte mich verbunden fühlen mit der Erde, der Sonne, dem Regen und den Sternen, mit den Tieren und den Menschen; und ich möchte meine inneren Gaben mit anderen teilen. Oonas Welt soll nicht länger nur in meinem Kopf existieren. Ich möchte die Liebe, den Frieden und die Freiheit aus Oonas Welt in der realen Welt da draußen leben.
Aus mir sprudelt die Freude und Energie. Ich möchte auf der Stelle einfach loslaufen und die Impulse und Visionen aus meinem Inneren umsetzen. Ich weiß bloß noch nicht, wie. Schließlich bin ich jetzt auch nicht mehr allein unterwegs, sondern trage zusätzlich die Verantwortung für meine Hündin. „Das will schon ein wenig durchdacht sein“, sagt die Vernunft. – „Spring einfach rein!“, sagt das Herz.
Kennst du das, dass du dich in eine bestimmte Richtung – beruflich, räumlich – gezogen fühlst und dir nicht erklären kannst, warum gerade diese bestimmte Tätigkeit bzw. Aktivität und warum gerade an diesem einen Ort? So geht es mir gerade.
Ich habe gerade das starke Bedürfnis, mich nach Süddeutschland zu bewegen. Ich fühle mich energetisch dort hingezogen. Warum? Ich weiß es nicht. Die Gründe, die mir dazu einfallen, sind nicht stark genug, um dieses große Verlangen zu erklären.
Es ist ein bisschen wie 2015, als ich zu einer Pilgerwanderung durch Deutschland aufgebrochen bin. Ich musste das einfach machen. Ängste hin oder her. Etwas in mir sagte, dass diese Reise wichtig für mein Leben wäre. Und das war sie dann auch. Ich habe in diesen sechs Wochen zu Fuß sehr wichtige Erkenntnisse gewonnen. Ich habe einige meiner Stärken erkannt und einen Teil meines Vertrauens wiedergefunden. Die wichtigsten Erkenntnisse von dieser Reise sind:
„Auch wenn du glaubst, dass du keine Kraft mehr hast, ein Schritt geht immer noch. Und noch einer, und noch einer, und noch einer, und noch einer, ….“
„Sei nicht traurig, wenn du nicht das bekommst, was du dir gewünscht hast. Das, was dich stattdessen erwartet, ist noch viel schöner, größer, hilfreicher, …“
„Auf ungeplanten Wegen begegnen einem die schönsten Erlebnisse.“
2015 war ein absolutes Ausnahmejahr in meinem bisherigen Leben. Vielleicht wird 2019 wieder ein solches. Ich freue mich jetzt schon darauf und auf jeden Tag davor auch. In mir herrscht eine Aufbruchstimmung, die ich in der Form nur selten wahrnehme. Zudem ist es seit ein paar Tagen seltsam ruhig in mir und die zweifelnden Ichs haben nicht so viel Macht im Innen.
Ich verstehe noch nicht so recht, was hier bei mir gerade passiert. In mir ist eine Tür aufgegangen und nun scheint die Sonne in mein heruntergekommenes Haus. Es wird Zeit, auch die Fenster zu öffnen und die Schönheit der einzelnen Zimmer wieder zu entdecken und vom Staub zu befreien.
Sobald ich mich für meine innersten Wünsche öffne, zeigen sich plötzlich Wege, die ich vorher nicht gesehen habe. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die wir Menschen nutzen können, um unsere Seelenwünsche zu leben. Wir müssen uns nur für diese Wünsche öffnen, sie annehmen und zulassen – mit Vertrauen und Hingabe. Dann tauchen wir in ein Meer voller Möglichkeiten, der Freude und des Glücks.
Jeder hat es verdient, glücklich zu sein. Und sich dafür genug Raum zu nehmen. Auch dann, wenn man als alleiniger Zwilling das Licht auf dieser Erde erblickt hat.
Ich darf leben.
Und ich darf die Fülle des Lebens genießen
– ohne Schuld und Scham und schlechtes Gewissen.
Bild: Pixabay, mskathrynne (https://pixabay.com/de/see-hund-haustier-landschaft-berg-3711282/)