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In meinen letzten Texten bin ich immer wieder auf ein Thema gestoßen: Sehen und Gesehen werden.

Mich zeigen und mich sehen lassen … in meiner Liebe und Freude, mit meinen Wünschen und Träumen und auch mit meinen Ängsten, Sorgen, der Trauer, Wut und Neid. Mit allem, was das Leben lebendig macht.

Zeigen, was mich innerlich bewegt, fühlt sich oft gefährlich an. Weil ich mich dadurch angreifbar und verletzlich mache gegenüber Menschen, die für ihre eigenen Ziele andere Menschen benutzen, erpressen, missbrauchen.

Als Kind habe ich gelernt, mich zu verstecken. Durch Anpassung, gute Leistung, Bescheidenheit und Dissoziation. So gut, dass ich mich selbst kaum noch finde.

Der tiefe Wunsch nach Gesehen werden ist jedoch nie verschwunden. Genauer gesagt geht es dabei um das Angenommen-Sein in Familie und Gesellschaft. Nicht nur mit dem, was ich wie tue. Sondern mit dem, was ich bin und … dass ich bin. Es ist der Wunsch, angenommen zu sein in meiner Existenz, in meinem Sein. Und eine Bestätigung dessen, dass ich in meinem So-Sein geliebt bin.

Gesehen werden umfasst so viel mehr als nur die äußere Erscheinung, das sichtbare Verhalten und die hörbaren Worte. Wahres Sehen ist ein Blick tief in das Wesen eines Lebewesens. Und manche Menschen sind vielleicht sogar in der Lage, die Seele eines Menschen zu sehen.

Bevor wir andere jedoch wirklich sehen können, müssen wir erst einmal uns selbst sehen. Und mit dem, was wir da sehen, im Reinen sein. Wahres Sehen gelingt nur, wenn wir das eigene Selbst liebevoll annehmen. Und damit meine ich nicht nur die Schokoladenseiten.

Möchte ich mich wirklich in der Tiefe meines Seins sehen oder bleibe ich doch lieber in der Vorstellung, wie ich mich gerne sehen möchte?

Bin ich bereit, die Türen zu den verschlossenen Räumen in mir zu öffnen? Eine nach der anderen?

Die Entscheidung ist Ja. Die Unsicherheit, die ich bei dem Gedanken daran noch spüre, wird hoffentlich mit jedem Schritt in Richtung Mich-selbst-Sehen und -Erkennen kleiner. Lieber kleine Schritte als keine Schritte.

Ich wage also ein Experiment.

Wen sehe ich, wenn ich mich im Spiegel betrachte?

Ich sehe eine weibliche Person. Die dunklen, schulterlangen Haare sind zu einem lockeren Zopf am Hinterkopf zusammengebunden. Braune Augen schauen ernst und unsicher-fragend in die Augen des Gegenübers. Mein Blick wandert hinab – über die Brust, die Arme, den Bauch, die Beine und bis zu den Füßen. Die Frau im Spiegelbild trägt ein gelbes T-Shirt und eine dunkelblaue eng anliegende Jeans. Die Brust ist eher flach, der Bauch leicht vorgewölbt. An den sommerlich gebräunten Armen sind helle Narben zu sehen. Der Körper ist schlank und insgesamt wenig muskulös. Die Füße stecken in braunen Gummi-Pantoffeln.

Es ist schon mal erfreulich, dass mir diese neutrale, sachliche Beschreibung gelingt, ohne dass gleich das Geplapper in meinem Kopf beginnt.

Ich versuche tiefer in das Spiegelbild einzutauchen. Versuche zu sehen, was sich hinter den Augen verbirgt. Innere Unruhe wird fühlbar. Ich bin es nicht gewohnt, mich so intensiv im Spiegel zu betrachten. Und nach wenigen Momenten startet nun doch die mir vertraute innere Diskussion über Weiblichkeit, meine eigentliche Aufgabe als Sex-Objekt, über den schwach bemuskelten Körper, die schlechte Haltung (zu wenig aufrecht), den zu ernsten Blick usw.

Ich bemühe mich um ein Lächeln. Es ist ein künstliches Lächeln. Ohne empfundene Freundlichkeit und Verbundenheit. Das Spiegelbild zeigt mir nur ein zweidimensionales Abbild meiner äußeren Erscheinung. Und es fällt mir schwer, mich darin zu erkennen.

Was ich mit meinen Augen sehen kann, ist nur ein Teil des Gesamtbildes. Komplett wird es erst durch die Beteiligung des Herzens.

Ich wende den Blick von dem Spiegelbild ab und schließe die Augen. Nun sehe ich meinen Körper von innen. Oder vielmehr: Ich fühle meinen Körper von innen. Ich spüre den kühlen Luftzug auf der Haut, den Atem in Nase und Lunge, den Herzschlag und ein Pulsieren und Vibrieren in allen Körperteilen. Ich spüre die Verspannungen in Schultern und Rücken und Schmerzen in den Händen und Beinen. Das alles deute ich als Zeichen der Lebendigkeit.

Ich spüre Lebendigkeit in mir!

Solange es mir gelingt, mich neutral beobachtend auf diese Innen-Schau zu konzentrieren, ist mein Verstand ruhig. Es gibt keine oder nur leise innere Stimmen und keine erniedrigenden Kommentare. Der Atem fließt gleichmäßig und ruhig, und dabei lösen sich die Verspannungen und auch die Schmerzen.

Ich spüre eine angenehme Wärme und Freude durch den Körper strömen.

Und das Schönste … es stellt sich ein Gefühl des Friedens ein.

Und dann sehe ich sie vor meinem inneren Auge. Einige meiner Ichs.

Ich sehe ein kleines Mädchen, das gedankenversunken und fröhlich in einem Garten spielt; ein anderes etwas älteres Mädchen, das still und mit ängstlichem Blick mitten in einem Raum steht; eine Frau im Business-Kostüm, die mit forschem Schritt eine Häuserzeile entlang eilt; einen Jugendlichen mit blau-schwarz gefärbten Haaren und Kopfhörern auf den Ohren, der relaxed auf einem Bett liegt;eine junge Frau, die an einem Weidezaun lehnt und Pferden beim Grasen zuschaut; und einen schwarz gekleideten Mann, der einen Raum betritt und hinter sich die Tür schließt.

Sind das alles Ichs aus vergangenen Zeiten, die bis heute in meinem Inneren aktiv sind? Bin das alles ich?

Ich würde sagen: Ja, das alles bin ich. Nur bei dem schwarz gekleideten Mann bin ich mir nicht sicher. Er fühlt sich irgendwie nicht zugehörig und nicht richtig in mir an.

Während ich mich weiter den einzelnen Ichs zuwende, nehme ich verschiedene Gefühle wahr. Ich spüre Fröhlichkeit und Neugier, Angst und Hilflosigkeit, Trauer, Ohnmacht, Scham, Zielstrebigkeit und Strenge, Sehnsucht nach Freiheit, Trotz, Abwehr, Wut, Neid und Missgunst, Schadenfreude, Einsamkeit und Leere, Hinterlist und Täuschung, Misstrauen, Machtgier.

Die meisten Gefühle, die ich im Kontakt mit den anderen Ichs wahrnehme, sind negativ.  Wo sind die Gefühle wie Offenheit, Humor, Ausgeglichenheit, Liebe, Mut, Frieden, Hingabe und Vertrauen?

Ich weiß, dass diese Gefühle je nach Situation auch da sind. Einige davon habe ich z.B. während der bewussten Innen-Schau meines Körpers wahrgenommen.

Welches der Ichs in mir trägt diese Gefühle? Gibt es da noch mehr Ichs außer dem, das diesen Text schreibt, und denen, die sich mir gerade gezeigt haben?

Vielleicht werden sich noch weitere zeigen. Vielleicht auch nicht.

Die Ichs, die inneren Bilder, die Gefühle – all das sind Teile meines Selbst. Und all das findet in mir statt. In meinem Geist und in meinem Körper.

Noch nehme ich es getrennt von mir wahr. Ich sehe die Ichs wie in Filmsequenzen. Manchmal stumm und manchmal mit Ton. Manchmal nur den Ton und ohne Bild oder nur als ein Gefühl. Es besteht jedoch keine innere Verbindung mit ihnen.

Ich habe so viele Fragen an sie. Zum Beispiel was sie brauchen und sich wünschen, wovor sie sich fürchten und wodurch sie überhaupt zu den abgespaltenen Ichs wurden.

Meine Sicht nach Innen ist noch sehr eingeschränkt. Es gibt Tage, an denen ich mir fast blind vorkomme. Dann erfüllt mich beim Blick nach innen nur Leere. Keine Bilder, Stimmen oder Gefühle.

Genauso wie nach innen ist mein Sehvermögen zum Teil auch nach außen. Ich sehe manchmal Dinge und Menschen um mich herum und kann sie nicht in einen Kontext bringen. Genauso wie bei den Ichs gibt es auch da keine Verbindung zwischen dem Umfeld und mir. Wie abgekoppelt.

Ich möchte die Welt in mir mit all den Ichs kennenlernen. Ich möchte mich sehen in all den Facetten, die im Laufe meines Lebens in mir entstanden sind. Ich möchte die Welt in mir sehen und verstehen. Um in mir eine Welt des Miteinanders schaffen zu können. Damit ich auch im Außen in einer toleranten und wertschätzenden Welt leben werde.

Wir Menschen erschaffen uns unsere eigene Realität. Durch unsere Gedanken und Gefühle. Wir senden permanent Impulse in die Welt um uns herum und nehmen so Einfluss auf die Ereignisse, die uns widerfahren. Wie bei dem Echo in den Bergen kommen diese Impulse zu uns zurück.

Herrscht in mir Unfrieden, sende ich Unfrieden nach außen und um mich herum wird Unfrieden entstehen. Sende ich Impulse der Freude, wird mir auch Freude im Außen begegnen.

Das Senden dieser Impulse geschieht jedoch weitestgehend unbewusst.

Wie viele Erfahrungen und Glaubenssätze lagern in den Tiefen des Unbewussten (oder eben in den einzelnen Ichs) und steuern mein Denken, Fühlen und Handeln und gestalten so meine Realität?

Ich kann im Außen nur das erleben und sehen, was ich in meinem Inneren trage. So kann ich in anderen Menschen oft nur das sehen, was ich mir selbst vorstelle oder erfahren habe. Das ist so, wie wenn ich in den Spiegel schaue. Ich sehe mich selbst im anderen.

So weit die Theorie. Richtig verstehen und erkennen werde ich das wohl erst, wenn ich mich selbst in mir erkenne.

Ich werde in Zukunft noch öfter nach Innen fühlen, aufmerksam lauschen und schauen. Um mich mit samt den Ichs besser kennenzulernen und Freundschaften zu schließen.

Für ein Leben, in dem ich mich vertrauensvoll

authentisch und lebendig zeigen kann.

Und so dann auch von anderen Menschen im Außen gesehen werde.


Bild: Pixabay, spirit111 (https://pixabay.com/de/spiegelung-spiegelbild-gespiegelt-2968578/)

 

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